GEOEPOCHE "Ο βασιλιας των βασιλεων" - Ο Μεγας Αλεξανδρος | ||||
|
Das antike Griechenland Von Olympia bis Alexander dem Großen : Die Welt der Hellenen - Dies ist der Titel der GEO EPOCHE Ausgabe Nr.13. Eine Ausgabe indem das antike Griechenland und seine Welt in ausführlichen Berichten, Artikeln und Bildern geschildert wird. Eine Rubrik davon : - " Der König aller Könige - Alexander der Große" . Lesen Sie hier bei Makedons.de den hervorragenden Artikel von Jörg-Uwe Albig, welcher das Griechentum der antiken Makedonen bestätigt. Basierend auf den Berichten Plutarchs und Arrian´s "ALEXANDERS ANABASIS" übermittelt der Autor dieses Artikels in der GEOEPOCHE, faktenreiche Schilderungen des griechischen Rachefeldzuges, unter der Hegemonie der Makedonen, gegen die persische Autokratorie. - Von Olympia, der Hegemonie der Makedonen über die griechische Welt und deren Verbreitung der griechischen Kultur, Sprache und Werte bis an die Grenzen der damals bekannten Welt - (Zur Beschreibung der Bilder - Mauszeiger auf Bild bewegen) Der König hat sich verwandelt: das gestreifte Gewand. das Diadem. der Gürtel. Das purpurne Band, das seinen makedonischen Hut jetzt verhüllt. Sein persischer Siegelring. sein Harem, sein Leib-Eunuch. Seine Willkür. seine Arroganz. Männer. die sechs Jahre lang mit ihm durch Hunger und Erschöpfung. durch Dürre. Regengüsse und Schnee marschiert sind, sollen ihm jetzt kniend huldigen. um anschließend den Gnadenkuss zu empfangen. Jetzt. im Sommer des Jahres 328 v. Chr.. scheint der junge. edle König Alexander vollends zum Barbaren geworden zu sein. Die Makedonen murren. „Dass wir einen solchen Lohn für unsere Mühen davontragen-, beschwert sich Alexanders Milchbruder Kleitos. Anführer des königlichen Bataillons, beim abendlichen Bankett. _Wir preisen alle die glücklich", sagt Kleitos. "die gestorben sind. bevor sie sehen mussten, wie Makedonen mit persischen Ruten ausgepeitscht werden und wir bei Persern um Einlass bei unserem König betteln müssen!"Dabei ist Alexander doch ausgezogen. um Asien zu strafen - nicht. um sich ihm anzuverwandeln. Rache für die Überfälle der persischen Großkönige Kyros II. und Xerxes hat er versprochen, die in den Jahren 546 und 480 v. Chr. mit ihrem Heer und ihrer Flotte die griechischen Küstenstädte Kleinasiens unter ihr Regime brachten, in Griechenland einfielen und die Akropolis plünderten. Jetzt aber stecken die Rächer hier im Barbarenland fest. in der Landschaft Sogdiana am Rande der usbekischen Wüste Kizil kum. am Rande der Welt - mehr als 3000 Kilometer von der Heimat entfernt. Und nicht nur die Umgebung sieht zunehmend fremd aus, sondern mehr noch der Feldherr. IM FRÜHJAHR 334 v. CHR., als der Feldzug gegen die Perser begann, war Alexander. der Makedone. noch Grieche aus Leidenschaft. Hellene in Reinkultur. mit griechischen Sitten und griechischer Weisheit aufgewachsen. am Fuß des Olymp, wo die Götter wohnen. Von seinem Lehrer, dem großen Aristoteles. hatte er die Liebe zu Homer und den großen Tragöden gelernt: ein Exemplar der Ilias". vom Philosophen eigenhändig kommentiert. lag stets unter seinem Kopfkissen. gleich neben dem Kurzschwert. Alexander von kleinem Wuchs, unvorteilhaft beschenkt mit schiefer Kopfhaltung und schwimmendem Blick, wollte ein Held sein. Und als er 334 mit 160 Kriegsschiffen die Dardanellen überquerte. diente ihm Homers Epos vom Kampf um Troja als Skript und Alibi für seine Invasion: Wie Protesilaos, welcher der Sage nach als erster Hellene trojanische Erde betritt, sprang er in voller Rüstung vom Schiff, um Pionier auf Asiens Boden zu sein. Und als wiedergeborener Achill lief er nackt und eingeölt zum Grab des Heros, um seinem Vorbild die Ehren zu erweisen - und empfing von den Priestern des Tempels der Athena den Schild und die Waffen des Achill. um dem Tapfersten der Tapferen fortan ebenbürtig zu sein. Der Zeitpunkt für die Invasion schien günstig zu sein. Der persische Riese zeigte Schwächen. hatte zum Anfang des Jahrhunderts sogar Ägypten für eine Weile aus seinen Pranken entlassen müssen. Hatte in den 360er Jahren Aufstände von Gouverneuren erlebt und nach der Ermordung des Großkönigs Artaxerxes III. eine schwere Führungskrise. Am kranken Orient konnte Hellas genesen.DENN DER KRIEG gegen Persien ist auch der Kampf um die innere Einheit. Die zerklüftete Geographie der griechischen Halbinsel hat die Entstehung einer Vielzahl von Stadtstaaten begünstigt. die jahrzehntelang um die Vormacht stritten: 481 v. Chr. wurde Sparta Hegemonial- macht, dann Athen. dann wieder Sparta, später Theben und schließlich Makedonien. Jahrelang haben Griechenlands Intellektuelle für die Idee des ..Panhellenismus" getrommelt, der die zersplitterten Griechen durch ein Feindbild im Osten zusammenschweißen sollte. Hat der Philosoph Platon die Barbaren zu natürlichen Feinden der Griechen er-klärt. deren Land verwüstet und dessen Wohnstätten gebrandschatzt gehörten. Hat auch Alexanders Lehrer Aristoteles das griechische Geschlecht" für so "mutig und intelligent" erklärt, dass es geeignet sei, die übrigen zu beherrschen - jene Untermenschen, die man nur wie Pflanzen oder Tiere behandeln könne. Hat der Publizist Isokrates, nachdem er vergebens die Herrscher der griechischen Kleinstaaten aufgestachelt hat, endlich Philipp. den König der Makedonen. für einen Feldzug gewinnen können. Philipp ließ sich nicht lange bitten. Hüter der abendländischen Kultur - die Rolle kam dem Makedonenherrscher nicht ungelegen. Noch vor kurzem war sein Land selbst so etwas wie der Orient Griechenlands: ein wilder Nachbar mit unfeinen Sitten. wo man Eber und Männer im Krieg töten musste, um als Mann zu gelten. und den Wein in Massen und, schlimmer noch, unverdünnt trank.Erst Philipps Modernisierung hat Makedonien reif gemacht für die Wonnen der griechischen Zivilisation - und gleich auch zur Herrschaft über sie: Mit dem Gold aus den Pangaion-Bergen hat er ein Heer ausgerüstet. das seinen Nachbarn ein Stück Land nach dem anderen abgenommen. 338 bei Chaironeia auch Athen und Theben besiegt und Makedonien die Macht und die Notwendigkeit verschafft hat, griechischer zu sein als die Griechen. Philipp II. schwang sich zum Hegemon des _Korinthischen Bundes" auf, dem alle Stadtstaaten bis auf Sparta ergeben beitraten. Ruhmvoll glänzte die Zukunft. bis ihm im Sommer 336. mitten in der Vorbereitung auf den Asienfeldzug. bei der Hochzeitsfeier einer seiner Töchter ein Leibwächter einen kurzen kelti¬schen Dolch zwischen die Rippen hieb. Philipp war ein Anhänger des Gottes Apollon gewesen. des Hüters des Lichts und der Zivilisation. Auch Alexander, der mit Anfang 20 den Thron übernahm, tritt seinen Feldzug, nun im Zeichen westlicher Werte an - nicht als Unterdrücker behaupten seine Trommler, sondern als Bote der Demokratie. Sein Aufgebot ist eine Koalition der Willigen, der Besten: Die Kavallerie umfasst 5500. das Fußvolk 32 000 Mann - darunter 12 000 Makedonen, dazu griechische Hopliten, kretische Bogenschützen, Thraker und Triballer, Illyrer und Agrianen unterstützt von Spezialeinheiten für Pionierarbeiten, Belagerungstechnik und Landvermessung, von Priestern, Sehern. Künstlern und Wissenschaftlern. Und wenn es Alexander in Europa auch mehr mit autoritären Oligarchen und Cliquen hält, die sich für makedonische Interessen besser einspannen lassen - in Kleinasien setzt er die griechische Staatsform der Demokratie ein. wo immer er seine Siege erringt. Er befreit die Griechenstädte Ephesos und Milet - und sein Geschichtsschreiber Kallisthenes schickt umgehend Jubelberichte in die Heimat. Nicht Taten sind es ja, die den Ruhm schaffen, sagt der Historiker, sondern erst deren Propaganda. Mächtige Verkehrsadern. die Königsstraßen, halten das Reich zusammen. 20 Statthalter. Satrapen genannt. tragen die Macht des Herrschers in die Provinzen - eine Macht. die nahezu unbeschränkt ist: Wer sich dem König nähert, wirft sich in den Staub: wer mit ihm spricht, verbirgt die Hände in den Ärmeln. Der König schreitet auf Teppichen. die niemand sonst betreten darf, und fährt durch Straßen. die dann für das Volk gesperrt sind. Schließlich steht er unter dem exklusiven Schutz des großen Gottes Ahura-Mazda. Schaudernd und staunend schlagen die Hellenen auf sein Reich ein. Denn der Orient. den sie im Kopf tragen. ist nicht nur Erbfeind, sondern das Fremde schlechthin. Eine Fata Morgana, die schreckt und verlockt - eine europäische Erfindung zum Zweck der Beherrschung wie der palästinensische Literaturwissenschaftler Edward W. Said in seiner berühmten Abhandlung über den ..Orientalismus" einmal sagen wird. Ein grausam lockendes Reich der Exotik - und zugleich Stellvertreter und Untergrund des eigenen Selbst". Für die Griechen ist der Orient das Gegenteil von Demokratie, Zivilisation und heiterer Lebenskunst. Er ist Natur. Dunkelheit. Despotie und Rausch. Er ist das Regellose und Unbegreifliche, wie es ihnen der Gott Dionysos verkörpert. Dionysos. der Antipode Apollons. Der Geist des Weines. Das schwarze Schaf der Götterfamilie. Die dunkle Seite des Lebens, die Sitte und Ordnung bedroht. Kein Wunder, dass Dionysos ein Gott der Frauen ist, die ihm - und „dem Dienst der Kybele, der großen Mutter" aus dem Orient - in ekstatischen Schwärmen folgen. Ein Gott der Vermischung. der Auflösung. des Flüssigen, ein Gott für Verlierer, für Unedle. die unfähig sind zum Heldentum. Und so ist der Z1.12. gen Osten nicht zuletzt ein Kampf gegen das „schwache Geschlecht". Auch die Orientalen gelten ja als unterwürfig. feige und verweichlicht - und sie tragen Trachten, die verdächtig an Frauenkleider erinnern. Griechische Vasenmaler porträtieren den Asiaten als weibischen. aber bedrohlichen Feind, als Gebückten. der sich ergeben von griechischen Jünglingen schänden lässt aber auch als Amazone. die mit phrygischer Mütze auf Männerjagd geht. Auch Dionysos kommt der Sage nach aus dem Osten. ..von den Gefilden Lydiens und Phrvgiens". Und so sieht es jetzt aus, in der glühenden Wüstenhitze Sogdianas, als wäre Alexander nicht nur der homerische Held Achill. sondern tief innen auch Pentheus. der Thebanerkönig aus den ..Bakchen" des Dichters Euripides. den er so gern zitiert: ein Mann der Vernunft. der sich dem Gott der Trunkenheit und der Finsternis entgegenstellt - bis ihn die Faszination des Fremden einholt. er sich in die Nähe der Jüngerinnen des Dionysos wagt und dort von seiner eieenen Mutter zerrissen wird. Alexanders Mutter Olympias. die vierte Frau Philipps, war, so Alexanders Biograf Plutarch. „hitzig und zornmütig- und den dionysischen Mysterien "mit barbarischer Wildheit" verbunden wie alle Frauen in diesem Lande". Eine Fanatikerin. die öffentlich mit Schlangen spielte ..und dadurch die Männer in Schrecken" versetzte. Auch Philipp war. als er sie einmal mit einem der grausigen Reptilien im Bett erwischte. derart schockiert. ..dass er nicht mehr so oft zu ihr gine. um bei ihr zu ruhen". Und als Philipp unter den Stichen des Leibwächters Pausanias starb. war es Olympias. der mancher Makedone die Schuld an dem Anschlag gab. Doch wenn er auch das Temperament von der Mutter haben mag - vom Vater hat Alexander einen Krieg geerbt. der andere Tugenden verlangt als den Taumel des Jähzorns. Erzogen von einem Hauslehrer namens Leonidas. der ihm anstelle des Frühstücks einen Spaziergang vor dem Morgengrauen verordnete und seine Truhen auf Süßigkeiten filzte. war auch Alexander bereit zur Selbstbeherrschung.Er hat gelernt. Wein. Weib und Müßiggang gerine zu schätzen: Schlaf und Liebe erinnern ihn an die Sterblichkeit. an die ..Schwäche der menschlichen Natur". Vom Königtum erhoffte er sich nicht „Reichtum. Überfluss und Genuss". wie Plutarch beteuert, sondern Kämpfe. Kriege und ein Betätigungsfeld für sein Streben nach Ehre". WOHL DESHALB AUCH begann er seinen Sieeeszug. im Zeichen Apollons - jenes Gottes, der auszog. die Macht der Mütter zu brechen. In Theben. der ersten griechischen Stadt. in der Dionysos seinen Kult eingeführt haben soll. hat Alexander 335. ein Jahr nach seiner Thronbesteigung. ein Massaker anrichten und die Stadt dem Erdboden gleichmachen lassen. Und so erscheint es fast wie eine Rache des Rebengottes. dass jetzt, in diesem mörderischen sogdianischen Sommer. der Wein das einzige Getränk ist, das man noch trinken kann. Das Wasser, das ohnehin nur spärlich aus den wenigen Quellen sickert. ist ungenießbar: schal ist es. brackig und mit Salpeter vergällt. So eng schien einmal Alexanders Bund mit Apollon zu sein. dass die Bewohner der nie zuvor eroberten Inselstadt Tyros im späteren Libanon während der makedonischen Belagerung die Statue des Gottes mit Ketten fesselten. um ihr Überlaufen zum Gegner zu verhindern. Und längst verbreitet der Historiker Kallisthenes die Sage. Apollon habe für Alexander an seiner Orakelstätte in Didyma erstmals seit deren Verwüstung durch die Perser sein Schweigen gebrochen - nur. um den König zum Sohn des Zeus zu erklären. „Aufklärung" hieß ja Alexanders damals apollinisches Programm - Licht gegen Dunkelheit. Ordnung gegen Chaos. Himmel gegen Unterwelt. Feuer geeen Erde. Wie sein legendäres Pferd Bukephalos. das als undressierbar galt. weil es vor seinem eigenen Schatten scheute, wollte der König das wilde Asien zähmen. indem er es der Sonne zuwandte. Die Hufe der Tiere. die Räder der Wagen. die Stiefel seiner marschierenden Infanterie - sie alle züchtigten ohne Pause die Erde. das dionysische Element. Alles an Alexander. so sah es aus. wollte Flamme sein - die außerordentlich ..weiße Farbe" und die Wärme des Körpers". die Plutarch an ihm rühmt. Apelles. einer der berühmtesten Maler seiner Zeit. porträtierte ihn als Blitzeschleuderer und erhielt dafür ein Vermögen von 20 Talenten. Und als der 22-jährige König 333 im phrygischen Gordion den Knoten zwischen Joch und Deichsel am Streitwagen des legendären Königs Midas löste - und ist es nicht gleichgültig. ob er den Haltepflock aus der Deichsel zog oder das Riemengewirr einfach mit einem Schwerthieb teilte? -, schickte der Himmel ein Wetterleuchten. Das Orakel. das dem Überwinder des Knotens die Weltherrschaft verheißen hatte, sprach seine Zustimmung aus", wie der Biograf Arrian überliefert. Wahrhaftig. Wie ein Blitz ist Alexander von Sieg zu Sieg eilt. Wenn er in die Schlacht stürmte, berichtet Plutarch. "sah er eher aus wie ein Rasender und Verrückter als wie einer. der einem strategischen Plan folgte".Schwer zu begreifen, weshalb die persischen Generäle im Mai 334 ihre Reiterei ausgerechnet am abschüssigen Ufer des Granikos zusammenzogen und so ihren Manövrierspielraum einengten. Und warum der Perserkönig Dareios III. im Herbst 333 seine Soldaten zur vorentscheidenden Schlacht bei Issos in einem engen Tal zwischen Meer und Bergen aufmarschieren ließ. wo die zahlenmäßige Überlegenheit seiner Armee an der Landschaft erstickte: So konnten 40 000 Makedonen mehr als 50000 Perser besiegen. Hals über Kopf floh Dareios vom Schlachtfeld. ließ Königsmantel. Bogen, Streitwagen zurück und den Glauben an seinen göttlichen Schutz. Alexander war nun Herr über Kleinasien. der Weg nach Phönizien und Ägypten offen. Die Friedensangebote des Dareios schlug er ab und fügte hinzu: „Wenn du übrigens künftighin Gesandte an mich schickst, so sei eingedenk, dass du sie an den Beherrscher Asiens schickst:' „Und hast du einen Wunsch, so schreibe nicht an mich, als wärest du meinesgleichen." War damals schon abzusehen. dass er sich heute benimmt wie ein Gott? Es reichte ihm nicht, dass Ägypten. das er Ende 332 erreichte und vom persischen Satrapen kampflos übergeben bekam. ihm als neuem Pharao huldigte als göttlich begabtem Sohn des Sonnengottes Re. betraut nicht nur mit der Verwaltung des Landes. sondern auch mit der Aufrechterhaltung der Weltordnung. der Gewährung des Lebens und der regelmäßigen Nilflut. Er musste noch zusätzlich den qualvollen Marsch 450 Kilometer durch die Wüste antreten. unterstützt nur von unerwarteten Regengüssen und Vögeln. die der irrenden Karawane den Weg zeigten. um das Orakel in der Oase Siwa zu befragen das ihm prompt seine göttliche Herkunft bestätigte. Zum Dank schenkte er Ägypten eine Stadt ein Denkmal apollinischer Rationalität, steingewordener Vernunft. mit breiten. rechtwinkligen, festen Straßen, angelegt nach allen Regeln der Hygiene. Alexandria wird sie heißen wie 25 weitere Städte. die der König im Laufe des Feldzugs gründen wird. Der Feldherr selbst legte die Grundzüge fest, die Lage der Agora. der Tempel. der Stadtmauer; ließ für die Ausführung die besten Architekten und Ingenieure kommen. Denn er war ausgezogen. das Licht zu bringen und das Chaos zu zähmen. DOCH NOCH LAG PERSIEN im Dunkeln. Alexander zog durch Babylonien. überquerte Euphrat und Tigris. der Entscheidungsschlacht entgegen. führte 35 000 Infanteristen und 7000 Mann Kavallerie ins Feld. Persiens König Dareios hatte während Alexanders ägyptischem Ab- stecher die Zeit genutzt. sein Heer zu verstärken. 200 000 Mann Fußvolk bot er jetzt auf. dazu über 40 000 Mann Kavallerie, auch indische Kriegselefanten. Zudem 200 moderne Streitwagen. aus denen Lanzen mit Eisenspitzen ragten und Schwerter zu beiden Seiten des Jochs. die Radspeichen mit Stachelköpfen und die Naben mit Sicheln bewehrt. Dieses Mal hatte Dareios auch das Gelände klüger gewählt. auf dem er die Invasoren erwartete, eine weite Ebene bei Gaugamela. 450 Kilometer nördlich von Babylon, deren Boden er noch zusätzlich planieren und für die Angreifer mit Eisenspitzen spicken ließ. Hier hatten seine Reiter freie Bahn. Am 1. Oktober 331 trafen die Armeen aufeinander. In der Nacht vor der Schlacht schlief Alexander tiefer als sonst, so tief. dass sein General Parmenion ihn mehrmals rufen musste, um ihn gerade noch rechtzeitig zur Schlacht zu wecken. Und wieder preschte Alexander mit seiner Reiterei geradewegs auf Dareios zu. der im Zentrum seiner Armee stand, hinter den Sichelwagen und den Elefanten, flankiert von der Garde und den griechischen Söldnern. Und wieder floh der Perserkönig. blieb stecken zwischen Leichen. ließ panisch Wagen und Waffen zurück und entkam auf einer Stute. die gerade ein Fohlen geboren hatte. Noch auf dem Schlachtfeld ließ sich Alexander zum König von Asien" ausrufen. Und ging unverzüglich daran. sein neues Reich zu sortieren. Er bezog dessen Hauptstädte, fuhr ein in Babylon. Susa und Persepolis als wäre er nicht nur Bezwinger des Großkönigs, sondern dessen legitimer Nachfolger. Nicht Geißel des Xerxes, der einst Griechenland überfallen hatte, sondern dessen Erbe. Die Vasallen des Dareios machte er zu seinen Helfern. setzte den Kommandanten Mazaios zum Satrapen von Babylonien ein und Mithrenes. einst Befehlshaber der Garnison von Sardes. zum Satrapen von Armenien. Auch Abulites. den Satrapen von Susa, beließ er im Amt. Ganz offenbar gedachte Alexander nun, mit Persern auf persische Art zu regieren. VIELLEICHT WAR es die Sittenlosigkeit der Stadt Babylon. die ihn von griechischer Art entfremdet hat. ,.Keine andere Stadt nämlich ist verderbter". schreibt Curtius Rufus. sein Biograf. „und nichts geeigneter. zu unmäßigen Begierden zu reizen und zu verlocken." Vielleicht haben Alexander die Schätze geblendet, auf die er in Susa stieß mehr als 1000 Tonnen Gold. dazu 225 Tonnen in Münzen. die ihm erlaubten. in Makedonien neue Truppen auszuheben und in Syrien Söldner anzuwerben. Chronisten berichten von einem Festgelage mit Musik. Frauen und Strömen von Wein; von der athenischen Kurtisane Thais. die den Feldherrn aufgestachelt habe. "Auch der König war in mehr leidenschaftlicher als maßvoller Stimmung". berichtet Curtius Rufus. Und so sei der 25-Jährige an der Spitze einer berauschten, johlenden Schar zum Palast gezogen. einer „Siegesprozession zu Ehren des Dionysos". wie Diodor die Ausschweifung interpretiert. Dann habe er die Fackel in die Halle aus Zedernholz geschleudert. Und als die Soldaten zum Löschen anrückten und sahen, dass der König selbst die Flammen schürte, hätten sie die Wassereimer stehen lassen und selbst noch trockenes Holz in die Glut geworfen. Schon bald wurden derart mörderische Gelage an Alexanders wanderndem Hof zur Gewohnheit. „Im Punkte des Trinkens". urteilt selbst der vorsichtige Arrian. habe sich Alexander bereits mehr der Barbarensitte zugeneigt". Die Heimat. das heitere, lautere Land unter dem Olymp. war nun hinter dem Horizont verschwunden. Und je mehr der Westen in der heißen Luft verschwamm, desto mächtiger tauchte die Erinnerung an die Mutter auf. die wilde, stolze Bacchantin: Alexander schrieb ihr, schickte ihr Geschenke. Eine Träne von ihr, sagte er, lösche tausend Klagen über sie aus. Unsterblich will er sie machen wie Dionysos, der seine irdische Mutter Semele einst aus dem Hades auf den Olymp entführte, um ewig mit ihr zusammen sein zu können. Nach dem Palastbrand von Persepolis aber setzte Alexander weiter dem Großkönig nach. Die Truppen seiner griechischen Alliierten entließ er in die Heimat: Längst war nicht mehr die Einheit der Hellenen in gemeinsamer Feindschaft sein Ziel, sondern die Herrschaft über Asien. Auf seinen Gewaltmärschen, bei denen er in elf Tagen 300 Kilometer zurückgelegt haben soll, ließ er den Großteil seiner Begleittruppe am Weg zurück und kam i spät. Im Juli 330, als er Dare lich fand, zwischen dem k schen Meer und der Salzwi Dasht-e Kavir, war der berei tot: umgebracht von den eigenen Leuten, auf Befehl des machtgierigen Satrapen Bessos. Da war kein Triumph; nur ein Gefühl der Verwandtschaft. Es war, als ob Alexander den glücklosen Herrscher in Händen halten müsste, um sich an die Stelle dessen zu setzen, den er eben noch verfolgt hatte. Ein Jäge der das Herz des erlegten Löß verzehrt, um dessen Kraft ir aufzunehmen. Er nahm, so Plutarch, seinen Mantel ab, legte ihn über den Toten und deckte ihn damit zu Er gewährte ihm ein Staatsbegräbnis nach persischem Ritus. Er schlüpfte in die Haut des Dareios. DIE VERFOLGUNG des Königsmörders Bessos, der sich zum neuen Großkönig ausrufen ließ, erlaubte Alexander, nun als Rächer Persiens weiterzumarschieren. Das Blut der achämenidischen Herrscherdynastie, die das Land regiert hatte, war jetzt auf seiner Seite und die persischen Adeligen begannen, ihn als Nachfolger des Dareios zu akzeptieren. Am Fluss Oxos ergriff Alexander den ungetreuen Satrapen, ließ ihn nackt ins Halseisen schmieden, ausstellen und auspeitschen und schließlich von einem persischen Gericht zum Tod durch Zerreißen verurteilen. Noch in Susa, als der Makedone den verlassenen Thron des hoch gewachsenen Großkönigs anprobierte, hatten seine Füße nicht bis zum Boden gereicht: Ein Tisch musste herangeschafft werden, um den Herrschersitz passend zu machen. Jetzt aber wuchs Alexander begierig in seinen Gegner hinein. Und über ihn hinaus. Bis zu den Grenzen des Perserreichs wollte er jetzt vorstoßen, um sie zu überwinden. Und vielleicht befielen die Makedonier in jenem Jahr 330 die ersten Zweifel, ob Alexanders Krieg noch ihr Krieg war. In Hekatompylos, der parthischen „Stadt der hundert Tore", musste Alexander seinen Männern eine flammende Rede halten, um sie zum Weitermarsch zu bewegen. Noch einmal hatte er Erfolg. „Führe uns", schrien die Krieger, dass es über die Wüste hallte und als Echo von den Elburs-Bergen zurücksprang, „führe uns, wohin du willst." Denn Alexander war nicht nur ihr König, sondern ihr Idol. Für die makedonischen Adeligen in der Umgebung des Königs allerdings war die „persische Kleidung", die der Feldherr nun trug, „ein kränkender Anblick", schreibt Plutarch. Heimlich wagte es Philotas - Kommandeur der dem König besonders verbundenen Hetairenreiterei, zweiter Mann nach Alexander und einer seiner besten Freunde , den asiatischen Stil des königlichen Hofzeremoniells zu bekritteln. Der Geschmähte ließ den Empörer daraufhin als Verschwörer hinrichten, sandte auch Häscher nach Ekbatana, um den Vater des Philotas, Alexanders alten Ratgeber Parmenion, zu ermorden. Schon damals war der lachende Feldzug, der unwiderstehliche Triumph der Jugend vorbei. Im Hindukusch lauerten Hunger, Schnee und Erschöpfung; die Soldaten mussten Lasttiere schlachten, um sich versorgen zu können. Der Vormarsch gen Osten kam nur noch langsam voran: Am Rande Sogdianas erhoben sich die Anwohner des Flusses Iaxartes, zwangen die Makedonen zu einem Belagerungskrieg gegen sieben Städte zugleich. Ein unüberlegter Angriff gegen die Widerstandstruppen des Adeligen Spitamenes kostete die Makedonen fast 3000 Soldaten und ihre erste Niederlage auf freiem Feld. Zwei Jahre lang tobte der Partisanenkrieg, bis es Alexander ich gelang, den Widerstand zu brechen. Und jetzt im sogdianischen Marakanda sitzt Alexander im Kreis der Getreuen, „von vielem Weine erhitzt und übermäßig von sich eingenommen" und prahlt mit seinen Taten. Doch es war vielleicht ein Fehler, dass Alexander dem Dionysos das jährliche Opfer vorenthalten hat. Nun rächt sich der Weingott, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Kleitos hört nicht auf, den König zu schmähen, und so vergisst der berauschte Alexander, dass eben dieser Kleitos es gewesen ist, der ihm einst in der Schlacht am Granikos mit seinem Schild den unbedeckten Kopf gerettet hat. Er schleudert den vollen Weinbecher fort und wirft dem Querulanten einen Apfel, frisch aus Griechenland importiert. an den Kopf. Vergebens greift er nach seinem Schwert, denn das hat ein Leibwächter rechtzeitig beiseite geschafft. Alexander nimmt sich eine Lanze - und durchbohrt Kleitos. Jäh kommt er wieder zu sich. Leibgardisten packen ihn und zerren ihn in den Schlafraum. Alexander weint die ganze Nacht. liegt den folgenden Tag lang erschöpft. sprachlos und seufzend auf dem Lager. Bis ihn der Philosoph Anaxarchos mit der kühlen Maxime erfrischt. dass „alles, was ein Herrscher tut. Recht und Gesetz ist". Dieser Hauptsatz der Machtpolitik beendet die Reue des Königs. Dankbar nimmt Alexander fortan das Gesetz fester in die eigene Hand. Die fünf Pagen, die vorhatten. ihn im Schlaf zu töten - um dessen „Übermut" und der „zwischen Trinkgelagen und Ausschlafen des Rausches geteilten Lebensweise", wie sie es nennen, ein Ende zu machen -, lässt er zu Tode foltern. Seinen lange loyalen Propagandachef Kallisthenes. den er verdächtigt. die jungen Männer zum Widerstand gegen die Vergottung Alexanders aufgerufen zu haben, lässt er ebenfalls beseitigen. Ohne Ballast will er nach Indien. das unwirkliche Land am Rande der bekannten Welt . Zwei Flüsse. so hat Alexander von Aristoteles gelernt, fließen vom Kaukasus aus im großen Bogen durch die beiden Hälften jenes Landes: Im Norden umrundet der Iaxartes das Kaspische Meer und mündet als Tanais ins Schwarze Meer. Im Süden schlägt der Indus den Bogen ums Rote Meer und strömt als Nil ins Innere Meer. Und hinter dem Indus ist die Erde zu Ende: Dann kommt nur noch Okeanos, das Große Meer. das die oikumene, das bewohnte Festland. umgibt. Doch je größer seine Eroberungen, desto ungeheurer wird dem König die Welt. Die Vermutung des Aristoteles. der Okeanos sei schon vom Hindukusch aus zu sehen. hat Alexander bereits in den Bergen verwerfen müssen. Jetzt hört er: Hinter dem Indus, zwölf Tagesreisen entfernt. gebe es noch einen weiteren mächtigen Strom. den Ganges. der sieben Kilometer breit sei. Dort lauere das Heer des Königs Ksandrames, 200 000 Mann stark, mit 2000 Streitwagen und 4000 Elefanten. Und in Indien trifft er auf Schlangen, wie nicht einmal der Mythos sie kennt: auf Tiger. die Elefanten anfallen: auf Pfauen, die Alexander einen solchen Respekt einflößen. das er seinen Männern verbietet, die Tiere zu töten.Das Schnattern ferner Affen halten die Makedonen für nahende Soldaten. Sie essen fremdartigen Weizen. der die Eingeweide bersten lässt, und Früchte, die den Magen verdrehen. Sie treffen Völker, bei denen Braut und Bräutigam einander selbst aussuchen. und nackte Gurus, die über die makedonischen Stiefel und Hüte lachen. Am Fuß des Himalaya stoßen sie auf Dschungel von Efeu. der heiligen Pflanze des Dionysos, flechten Kränze daraus und stülpen sie sich auf die Köpfe. Sie trinken und schreien, lassen sich forttragen von der Ekstase, singen die dionysischen Hymnen. Lallen des Gottes zahllose Namen: Heiler der Sorgen. Liebhaber des Lachens. Freudenspender! Verwirrer der Seele. Gemütsbrecher, Menschen- schlächter! Und wie Alexander sich dem Land anverwandelt. das er unterwirft, wird er jetzt unversehens auch Dionysos, dem zwiespältigen Gott aus dem Morgenland immer ähnlicher - „wohl furchtbar, aber gnädig auch den Sterblichen", wie sein geliebter Euripides schrieb. Er lässt Bergstädte zerstören. Einwohner ausrotten, Philosophen aufhängen. schließt Waffenstillstände. uni sie anschließend brutal zu brechen. Dann wieder überhäuft er den Fürsten einer Brahmanenstadt. der ihn in ein kluges Gespräch verwickelt, statt mit Pfeilen und Speeren mit Gold und Geschenken. Und König Poros. der ihm 326 im Pandschab mit 300 Streitwagen und 85 Kriegselefanten ein blutiges Gemetzel bereitet. darf nach dem Sieg der Makedonen sein Reich behalten. erhält noch sieben Stämme und 2000 Städte dazu und bleibt sein Leben lang dem Eroberer in Treue verbunden. Doch nicht allein Siege spendet Dionysos seinem endlich unterworfenen Diener: Der Gott des Schwankenden ist er ja. des Feuchten, der flüssigen Natur. Und so unterzieht er Alexander einer wahrhaftigen Taufe. In Indien regnet es nie-, hatte ein Grieche am persischen Hof geschrieben. Jetzt bricht der Sommermonsun über den Pandschab herein und verwandelt das Land in eine Wüste aus Wasser und Schlamm. Der Regen währt 70 Tage. weicht Gewänder auf, lässt Waffen und Rüstungen rosten. Krankheiten werfen die Krieger aufs Lager. Feuchtigkeit verdirbt den Proviant. durchdringt das Lager mit dem Geruch nach Mehltau und Fäulnis, lässt die Wunden nicht mehr heilen. Schlangen. Wahrzeichen dionysischer Herrschaft. kriechen in Schwärmen hervor. schlüpfen in die Stiefel der Soldaten, in Zelte und Kochtöpfe. Nach 27 000 Kilometern Marsch ist das Heer am Ende. Am Fluss Hyphasis, am Ostrand des Pandschab. verweigert die treue. zerrissene Armee zum ersten Mal ihrem fremd gewordenen Feldherrn den Befehl.
Acht Pferde ziehen den Wagen Alexanders: darauf thront der König wie auf einer Bühne. eisern schlemmend. umgellt von Schalmeien und Flöten. Gesang und Lyraspiel. den bacchantischen Schreien der Kurtisanen „als wäre der Gott selber zugegen". erzählt Plutarch. „und geleite den fröhlichen Zug". Und am Ende der Prozession marschiert der Henker: ..So wenig ist mit Schwelgerei Grausamkeit und mit Grausamkeit Schwelgerei unvereinbar", erinnert Curtius Rufus. Tatsächlich: In Alexanders Umgebung sind Rausch und Gewalt jetzt an der Tagesordnung. Der Weingenuss ist zur religiösen Handlung geworden. das Trinken Staats- und Gottesdienst. Der König zieht in seine ständigen Feste wie einst in die Schlacht. hört berauscht Chören zu. küsst schöne Eunuchen, ruft einen Trink wettbewerb aus, dessen Sieger angeblich über zehn Liter herunterkippt und drei Tage später stirbt.Zugleich etabliert Alexander ein Terrorregime. lässt in wenigen Monaten fünf verräterische Satrapen töten und Mengen von Offizieren. lässt auch die Generäle Kleandros. Sitalkes und Heraklon hinrichten, weil sie Tempel geplündert. Gräber geschändet und adelige Mederinnen entehrt haben sollen. Zum Satrapen von Persis ernennt er seinen Offizier Peukestas. der eigens Persisch lernt. sich persisch kleidet und nach persischem Brauch regiert. Im Februar 324 verheiratet Alexander zu Susa Dutzende seiner Getreuen mit ausgewählten persischen Edelfrauen. feiert eine Massenhochzeit zwischen 10 000 seiner Soldaten und Töchtern des Landes. Er selbst. der schon in Sogdiana die Fürstentochter Roxane gefreit hat. heiratet zwei Prinzessinnen aus dem Herrschergeschlecht der Achämeniden. Nur noch ein Zehntel der Soldaten stammt aus Alexanders Heimat: dafür sind jene 30 000 persischen Jünglinge. die er drei Jahre zuvor rekrutieren und epigonoi nennen ließ. die „Nachfolger", nun zu voller Kampfkraft erblüht. Es sieht aus, als wollte er die Grenze zwischen Besatzer und Besetzten aufheben. das apollinische Reich der Unterschiede. Im Sommer 324. als er makedonische Veteranen nach Hause schickt. fürchten seine Landsleute, er wolle sie alle loswerden und durch Perser ersetzen. Alexander erstickt den Protest. indem er aufs Geratewohl 13 Wortführer hinrichten lässt und gleich darauf ein Ver-söhnungsfest feiert. auf dem griechische Priester und orientalische Magier gemeinsam den Göttern opfern. um ..Eintracht und Gemeinschaft der Herrschaft für Makedonen und Perser" zu erbitten.Sein Befehl ist jetzt einziges Gesetz. Mit einer Handbewegung kann er töten und begnadigen. Traditionen wahren oder abschaffen. Auf goldenem Thron hält er Audienz. umwölkt von Weihrauch. in der Hand ein goldenes Zepter. an den Füßen Schuhe im Safrangelb des Dionysos. Um ihn scharen sich. auf silberfüßigen Diwanen. ergebene Asiaten. Griechen und Makedonen. die sich nach persischem Bauch ..Verwandte" nennen dürfen: hantieren Magier. Konkubinen und Zeremonienmeister: wachen 500 Schildträger. 1000 orientalische Bogenschützen und 500 persische ..Unsterbliche" mit gestickter Kleidung und Speeren mit granatapfelförmigen Spitzen. Alexanders Audienzzelt steht auf goldenen Säulen. bespannt mit gestirnten Baldachinen, geschmückt mit Decken. Teppichen und Schleiern. Prächtige medische Schimmel ziehen die Staatskarosse. und wie ein persischer König feiert er zwei Geburtstage im Jahr. Zwar nehmen die Perser ihn. dem die orientalische Abstammung fehlt, nie als vollwertigen Großkönig an. Dafür empfängt er Abordnungen von griechischen Stadtstaaten. die nicht zuletzt aus diplomatischen Gründen beschlossen haben, ihn in göttlichen Rang zu versetzen.Seinen Freund. Kameraden und Geliebten Hephaistion hat Alexander zum Chiliarchen der Leibgarde ernannt. dem höchsten Mann der persischen Armee. Und als Hephaistion im Herbst 324 am unmäßigen Weingenuss stirbt. befiehlt er. den zuständigen Arzt zu kreuzigen, Pferden und Maultieren die Mähnen zu scheren. den umliegenden Städten die Mauerzinnen abzubrechen.
Am 30. MAI 323, nach kräftigem Trinken mit seinen Gefährten. erkrankt er in Babylon an einem Fieber. Manche werden Malaria als Ursache vermuten, andere Leukämie. einen Magendurchbruch. sogar Giftmord: neuerdings auch, wie ein computergestütztes Diagnoseprogramm vorschlägt, das West-Nil-Virus übertragen vielleicht von jenen Raben. die laut Plutarch bei Babylon „tot vor seine Füße" fielen. Doch immer wieder taucht der schlichte Verdacht auf. dass sich der König. der auf seinem Feldzug mehr als 32 000 Kilometer zurücklegte und 21 Verwundungen überlebte, zu Tode getrunken hat. Am 10. Juni stirbt er, rund einen Monat vor seinem 33. Geburtstag. vor dem Arabienfeldzug. den er eben noch geplant hat. Jetzt gibt es keinen Herrn mehr für sein Riesenreich. Auf die Frage. wem er es hinterlasse, soll er nur geantwortet haben: „Dem Besten: denn ich sehe voraus. dass meine Freunde große Leichenspiele ausrichten lassen." Vielleicht hat er an dionysische Spektakel gedacht. prunkvolle Feiern wie in Susa. in Ekbatana. in Babylon. Doch der Totenwagen kommt nicht einmal in der Heimat an. Alexanders General Ptolemaios. der Satrap von Ägypten, lässt den Leichnam einbalsamieren und heimlich an den Nil bringen, um ihn in seinem Palast zu Alexandria in einem goldenen Sarg zur Legitimierung seiner Herrschaft auszustellen. Auch andere Generäle und Mitstreiter des Königs greifen sich ihr Stück von der Macht. kämpfen jahrzehntelang um jeden Fetzen. bis sie Alexanders Reich in drei Nachfolgestaaten teilen: das Ptolemaierreich in Ägypten (323 bis 30 v. Chr.). das Seleukidenreich in Asien (321 bis 63 v. Chr.) und das Antigonidenreich in Makedonien (277 bis 168 v. Chr.). Das Weltreich ist zerfallen. Doch es ist griechisch. „HELLENISTISCH" HEISST diese neue Welt. die von der Adria bis zum Indus reicht — denn das Griechische ist ihre Sprache. die Fremde und Eingeborene verbindet. Siedler und Glücksritter aus dem Westen finden dort ihren Platz. bilden. wo sie hinkommen. die Oberschicht geborgen unter griechischem Recht, unterhalten von griechischem Theater (siehe Seite 164). Alexanders multikulturelles Regiment aber ist bald vergessen: Die Neuen bleiben unter sich. in der Verwaltung. im Gymnasion. in der Familie. Die Dynastie des Seleukos etwa regiert fast ausschließlich mit Griechen und Makedonen: Syrer. Juden oder Iraner bilden nie mehr als 2,5 Prozent der herrschenden Schicht. Quelle: GEOEPOCHE Ausgabe Nr.13 - August 2004 |
|||||||||
Τελευταία Ενημέρωση ( Παρασκευή, 15 Ιούλιος 2011 20:49 ) |