GEOEPOCHE "Der König aller Könige" - Alexander der Große - Seite 2
Geschrieben von: Panagiotes Raftakis    Samstag, den 08. November 2008 um 00:00 Uhr    PDF Drucken E-Mail
Beitragsseiten
GEOEPOCHE "Der König aller Könige" - Alexander der Große
Seite 2
Seite 3
Seite 4
Seite 5
Seite 6
Seite 7
Alle Seiten

Und wenn es Alexander in Europa auch mehr mit autoritären Oligarchen und Cliquen hält, die sich für makedonische Interessen besser einspannen lassen - in Kleinasien setzt er die griechische Staatsform der Demokratie ein. wo immer er seine Siege erringt. Er befreit die Griechenstädte Ephesos und Milet - und sein Geschichtsschreiber Kallisthenes schickt umgehend Jubelberichte in die Heimat. Nicht Taten sind es ja, die den Ruhm schaffen, sagt der Historiker, sondern erst deren Propaganda.
 
Persien aber ist ein Staat, der alle Maße sprengt. Uber 4000 Kilometer lang und bis zu 2200 Kilometer breit - das erste Weltreich der Geschichte. Vom Indus reicht es bis nach Ägypten, von der fruchtbaren Nilebene zu den Steinwolken des Hindukusch. von der lieblichen Ägäis zu den Sandwüsten Belutschistans. Höchstens der hundertste Teil seiner Untertanen sind Perser. Allein in Kleinasien spricht man zehn verschiedene Sprachen, jedes unterworfene Volk pflegt seine eigene Religion, seine eigenen Bräuche.

Mächtige Verkehrsadern. die Königsstraßen, halten das Reich zusammen. 20 Statthalter. Satrapen genannt. tragen die Macht des Herrschers in die Provinzen - eine Macht. die nahezu unbeschränkt ist: Wer sich dem König nähert, wirft sich in den Staub: wer mit ihm spricht, verbirgt die Hände in den Ärmeln. Der König schreitet auf Teppichen. die niemand sonst betreten darf, und fährt durch Straßen. die dann für das Volk gesperrt sind. Schließlich steht er unter dem exklusiven Schutz des großen Gottes Ahura-Mazda.

Seinem Lehrer Aristoteles stiftet Alexander dieses Denkmal, von dem nicht viel mehr als die Widmung erhalten ist - und beginnt seinem Feldzug im Zeichen jener aristotelischen Vorstellung, nach der alle Völker außer den tapferen Griechen untermenschen sindSchaudernd und staunend schlagen die Hellenen auf sein Reich ein. Denn der Orient. den sie im Kopf tragen. ist nicht nur Erbfeind, sondern das Fremde schlechthin. Eine Fata Morgana, die schreckt und verlockt - eine europäische Erfindung zum Zweck der Beherrschung wie der palästinensische Literaturwissenschaftler Edward W. Said in seiner berühmten Abhandlung über den ..Orientalismus" einmal sagen wird. Ein grausam lockendes Reich der Exotik - und zugleich Stellvertreter und Untergrund des eigenen Selbst".

Für die Griechen ist der Orient das Gegenteil von Demokratie, Zivilisation und heiterer Lebenskunst. Er ist Natur. Dunkelheit. Despotie und Rausch. Er ist das Regellose und Unbegreifliche, wie es ihnen der Gott Dionysos verkörpert. Dionysos. der Antipode Apollons. Der Geist des Weines. Das schwarze Schaf der Götterfamilie. Die dunkle Seite des Lebens, die Sitte und Ordnung bedroht. Kein Wunder, dass Dionysos ein Gott der Frauen ist, die ihm - und „dem Dienst der Kybele, der großen Mutter" aus dem Orient - in ekstatischen Schwärmen fol­gen. Ein Gott der Vermischung. der Auf­lösung. des Flüssigen, ein Gott für Ver­lierer, für Unedle. die unfähig sind zum Heldentum. Und so ist der Z1.12. gen Osten nicht zuletzt ein Kampf gegen das „schwache Geschlecht". Auch die Orientalen gelten ja als unterwürfig. feige und verweichlicht - und sie tragen Trachten, die verdächtig an Frauenkleider erinnern. Griechische Vasenmaler porträtieren den Asiaten als weibischen. aber bedrohlichen Feind, als Gebückten. der sich ergeben von griechischen Jünglingen schänden lässt aber auch als Amazone. die mit phrygischer Mütze auf Männerjagd geht. Auch Dionysos kommt der Sage nach aus dem Osten. ..von den Gefilden Lydiens und Phrvgiens". Und so sieht es jetzt aus, in der glühenden Wüstenhitze Sogdianas, als wäre Alexander nicht nur der homerische Held Achill. sondern tief innen auch Pentheus. der Thebanerkönig aus den ..Bakchen" des Dichters Euripides. den er so gern zitiert: ein Mann der Vernunft. der sich dem Gott der Trunkenheit und der Finsternis entgegenstellt - bis ihn die Faszination des Fremden einholt. er sich in die Nähe der Jüngerinnen des Dionysos wagt und dort von seiner eieenen Mutter zerrissen wird.  Alexanders Mutter Olympias. die vierte Frau Philipps, war, so Alexanders Biograf Plutarch. „hitzig und zornmütig- und den dionysischen Mysterien "mit barbarischer Wildheit" verbunden wie alle Frauen in diesem Lande". Eine Fanatikerin. die öffentlich mit Schlangen spielte ..und dadurch die Männer in Schrecken" versetzte. Auch Philipp war. als er sie einmal mit einem der grausigen Reptilien im Bett erwischte. derart schockiert. ..dass er nicht mehr so oft zu ihr gine. um bei ihr zu ruhen". Und als Philipp unter den Stichen des Leibwächters Pausanias starb. war es Olympias. der mancher Makedone die Schuld an dem Anschlag gab.

Doch wenn er auch das Temperament von der Mutter haben mag - vom Vater hat Alexander einen Krieg geerbt. der andere Tugenden verlangt als den Taumel des Jähzorns. Erzogen von einem Hauslehrer namens Leonidas. der ihm anstelle des Frühstücks einen Spaziergang vor dem Morgengrauen verordnete und seine Truhen auf Süßigkeiten filzte. war auch Alexander bereit zur Selbstbeherrschung.Er hat gelernt. Wein. Weib und Müßiggang gerine zu schätzen: Schlaf und Liebe erinnern ihn an die Sterblichkeit. an die ..Schwäche der menschlichen Natur". Vom Königtum erhoffte er sich nicht „Reichtum. Überfluss und Genuss". wie Plutarch beteuert, sondern Kämpfe. Kriege und ein Betätigungsfeld für sein Streben nach Ehre". WOHL DESHALB AUCH begann er seinen Sieeeszug. im Zeichen Apollons - jenes Gottes, der auszog. die Macht der Mütter zu brechen. In Theben. der ersten griechischen Stadt. in der Dionysos seinen Kult eingeführt haben soll. hat Alexander 335. ein Jahr nach seiner Thronbesteigung. ein Massaker anrichten und die Stadt dem Erdboden gleichmachen lassen. Und so erscheint es fast wie eine Rache des Rebengottes. dass jetzt, in diesem mörderischen sogdianischen Sommer. der Wein das einzige Getränk ist, das man noch trinken kann. Das Wasser, das ohnehin nur spärlich aus den wenigen Quellen sickert. ist ungenießbar: schal ist es. brackig und mit Salpeter vergällt. So eng schien einmal Alexanders Bund mit Apollon zu sein. dass die Bewohner der nie zuvor eroberten Inselstadt Tyros im späteren Libanon während der makedonischen Belagerung die Statue des Gottes mit Ketten fesselten. um ihr Überlaufen zum Gegner zu verhindern. Und längst verbreitet der Historiker Kallisthenes die Sage. Apollon habe für Alexander an seiner Orakelstätte in Didyma erstmals seit deren Verwüstung durch die Perser sein Schweigen gebrochen - nur. um den König zum Sohn des Zeus zu erklären.



Aktualisiert ( Freitag, den 15. Juli 2011 um 20:49 Uhr )
 

Sprachauswahl

Stuttgart 2008

  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
prev
next
News image
News image
News image
News image
News image
News image
News image
News image

VIDEO Stuttgart 2008

RTL - Dokumentation

Hellenic Americn National Council

History Channel

Pan Macedonian Associations

BBC Alexander der Grosse

Macedonia Hellenic Land